Die Familie Revellio stammt aus Schwaben, wenn auch der Name es nicht vermuten lässt. Schon um 1599 waren die Revellios bis ins 19. Jahrhundert hinein im Donaustädtchen Munderkingen bei Ulm ansässig. Zuvor, am 9. März 1563, war der Stammvater Nikolaus Revellio, der „welsche Kramer” aus St. Nicolas in Savoyen, das heute zu Frankreich gehört, Bürger der Freien Reichsstadt Ulm geworden.
Ein direkter Nachfahre, Thomas Revellio, kam 1804 nach Hüfingen in der Baar, um die Arztpraxis seines Schwiegervaters zu übernehmen. Sein Sohn Carl Revellio lernte in Villingen das Buchbinderhandwerk, weil der Vater früh verstorben war. Im Jahre 1837 eröffnete er im Amtstädtchen Hüfingen eine Buchbinderei. Damit beginnt die Geschichte der Firma Revellio.
Die grafischen Betriebe Revellio werden heute von den Ururenkeln des Gründers Mathias und Philipp Revellio geführt. Der Buchbinder Carl Revellio, 1814 in Hüfingen geboren, gründete im Jahre 1837 eine Buchbinderei. Von jeher für den Liberalismus begeistert, kam Carl Revellio in den Sog der Bewegung von 1848/49. Er war mit Sicherheit eine herausragende Persönlichkeit der Revolutionszeit. Als Hüfinger Gemeinderat kaufte er für die Volksbewaffnung Gewehre in der Schweiz. Mit den Männern der geschlagenen Volksarmee fand er schließlich Zuflucht in der Schweiz. In Zürich nahm er Arbeit an und sang zusammen mit dem geflüchteten fürstenbergischen Hofmusikus Ambros Schrenk im Flüchtlingsgesangverein unter dem Stab des ebenfalls in die Schweiz geflüchteten Richard Wagner. Nach seiner Rückkehr büßte er sein Eintreten für deutsche Einheit und Freiheit mit halbjährigem Gefängnis im Korrektionshaus. Das brachte die Familie in schwere Not. Ihr erlagen 1852 die junge Frau und zwei Kinder, die an Tuberkulose starben. Die Not traf den Revolutionär umso empfindlicher, weil er mit seinem Geschäft auf das Wohlwollen der Behörden angewiesen war. Im Jahre 1853 heiratete Carl Revellio ein zweites Mal. Dieser Ehe entstammte Carl Revellio jun., der Urgroßvater der heutigen Inhaber. Er war es auch, dem durch die Mitgift seiner Frau die nötigen Mittel zuflossen, um der Buchbinderei im Jahre 1896 eine Buchdruckerei angliedern zu können.
Die Firma unterhält eine kleine funktionsfähige Museums-Druckerei,
in der neben den alten Handvergolde-Werkzeugen des Gründers,
die alten Setzkästen und Bleischriften sowie eine
Boston-Tiegeldruckpresse, eine Schnellpresse, alles mit Handanlage,
sowie eine Linotype-Bleisetzmaschine gezeigt werden. Die Maschinen sind
voll funktionsfähig.
Aus der Anfangszeit erhalten haben sich die Handvergolde-Werkzeuge
des Gründers. Sie werden als kostbare Kleinode von den
Ur-Urenkeln bis heute bewahrt. Nicht weniger kostbar sind die prächtigen
Einbände von Grundbüchern, Heirats- und Sterbebüchern in Leder und
Moleskin, heute noch wertvolle Archivalien in vielen Rathäusern auf der
Baar und im Schwarzwald.
Video des SWR über die Führung des schwäbischen Alberverins am 4.02.2015
Einzelführungen oder Führungen für Schulklassen, Vereine usw. nach Vereinbarung:
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